Wenn, wie gestern Abend in der ARD, „zufällig ausgewählte“ Gäste in der Wahlarena auch noch zehn Jahre nach Angela Merkels Beschluss den Migrantenströmen tatenlos zuzusehen, versuchen, Alice Weidel mit ihren Geschichten von den dringend benötigten Pflegekräften in die Rassistenecke zu stellen, unwillig, auch nur die einfache Unterscheidung zwischen Asylrecht und Zuwanderung zu treffen, und die Unterscheidung zwischen erwünschter und unerwünschter, also zwischen legaler und illegaler Zuwanderung erst recht nicht, dann will sich bei mir tiefe Resignation breitmachen.
Weidels Eingangsstatement „Es ist alles gesagt“, ist zwar richtig, aber was hilft es, alles gesagt zu haben, wenn es die Adressaten einfach nicht hören wollen?
Im Herbst 2014, also noch vor jenem schicksalhaften September 2015, formierten sich erstmals die Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) zu ihren Protest-Spaziergängen. Im Oktober 2015 habe ich zum Jahrestag der PEGIDA-Gründung, mitten in der deutschen Willkommens-Besoffenheit, den nachfolgend noch einmal wiedergegebenen Paukenschlag veröffentlicht.
Es ist wirklich alles gesagt, und bis heute immer wieder gesagt worden, und weil es immer noch auf taube Ohren stößt, muss es noch einmal gesagt werden.
PaD 41 /2015 vom 22. Oktober 2015
Der letzte Dreck
Ein Jahr PEGIDA – und nun?
Während Angela Merkel in die Türkei fliegt und den dortigen Präsidenten anfleht, doch Flüchtlinge zurückzunehmen, die aus der Türkei nach Deutschland weitergezogen sind, während Frank Walter Steinmeier im Iran um Unterstützung bittet, den Konflikt in Syrien beizulegen (eine grandiose Idee, er hätte dazu besser nach Washington fliegen sollen!), während der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Deutschland fordert, einen Zaun an der Grenze zu Österreich zu ziehen, wird in den Medien die Hetze auf PEGIDA-Spaziergänger und Sympathisanten noch einmal verschärft.
Der erst vor wenigen Tagen teilentmachtete Innenminister Thomas de Maiziere gibt beflissen Schützenhilfe und erklärt die PEGIDA Organisatoren zu Rattenfängern und Rechtsextremen. Heiko Maas meint: PEGIDA sät den Hass, der dann zu Gewalt wird. Yasmin Fahmini (SPD Generalsekretärin) sieht in PEGIDA das hässliche Gesicht Deutschlands. Flugs wird PEGIDA auch eine erhebliche Mitschuld am Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Reker zugeteilt, und überall wird gefordert, gegen den „braunen Mob“ vorzugehen.
Göring-Eckardt (Grüne) sieht in PEGIDA sogar den Versuch, die Demokratie abzuschaffen, und, wer bei PEGIDA mitläuft, muss wissen, dass er sich in der Gesellschaft von „neuen Nazis“ befindet. Größer kann der Widerspruch nicht mehr sein. Mir stellt sich dabei nicht nur eine Frage. Ich will meine Fragen schön langsam der Reihe nach abarbeiten:
1. Sind denn jetzt alle durchgeknallt?
Nein. Es kann weder von „jetzt“, noch von „durchgeknallt“ die Rede sein. Nichts von alledem, was jetzt so hohe Wellen wirft, ist wirklich neu. Alle Stimmungen, die jetzt so stark zum Ausdruck kommen, sind uns in Deutschland schon lange und oft begegnet. Wir wissen, dass Grüne und SPD die Gesellschaft gerne in eine multikulturelle, bunte Gesellschaft verwandeln würden und sich jedwede Zuwanderer gerne als Zierde ihres Humanismus ans Revers heften. Das zieht bestimmte Wählerschichten an. Sozialromantiker zum Beispiel und auch die guten alten Sozialdemokraten, die sich von ihrer Partei nicht mehr ernstgenommen fühlen, sollen so wieder ein bisschen vom alten Stallgeruch wahrnehmen, der unter dem Genossen der Bosse und seinem Nachfolger vollständig gewichen war. Damit das funktioniert, müssen die Zuwanderer aber allesamt so gut und lieb und intergrationswillig sein, wie es im Drehbuch steht. Und ansonsten dürfen sie in eigenwilligen Ritualen, mit sonderbarer Kleidung die Straßen beleben, so wie eine bayerische Dorfkapelle im Karnevalsumzug in Köln immer eine willkommene, fremdartige Bereicherung darstellt.
Wir wissen, dass konservative Kreise ganz erhebliche Bedenken gegen unkontrollierte Zuwanderung ins Feld zu führen wissen, die – anknüpfend an den christlichen Wertekanon – der guten Werke zwar viel tun wollen, aber eben doch nicht so viel, dass der innere Bestand der Gesellschaft und ihr filigraner organisatorischer Aufbau dadurch beeinträchtigt werden könnten. Zuwanderung ja, wenn wir die Zuwanderer gebrauchen können. Asyl ja, wenn ein Asylgrund besteht. Sonst aber Abschiebung, möglichst kurzfristig, schnell und schmerzlos für die einheimische Bevölkerung.
Wir wissen, dass noch konservativere Kreise längst der Überzeugung sind, das Boot sei voll. Mehr „Fremdheit“ sei Deutschland nicht zuzumuten. Mehr Armut, mehr Sozialhilfeempfänger ebenfalls nicht, auch nicht mehr Arbeitslose und auch nicht mehr Muslime. Von da aus ist der Übergang fließend zu jenen, die man „Rechte“ und „Nazis“ nennt, weil sie ihre im Grunde gleichlautende Überzeugung lautstärker äußern und bereit sind, ihre Vorstellung von einem Deutschland auch mit „robusten“ Maßnahmen zu verteidigen.
Es war also alles schon seit Jahrzehnten so, wie es jetzt ist, nur ist jetzt eben der „Ernstfall“ eingetreten – und mit dem hat niemand jemals wirklich gerechnet. Die Multi-Kultis hatten gemeint, wir schmücken uns mit unseren „Vorzeigemigranten“, die Konservativen hatten gemeint, solange wir regieren, in welcher Koalition auch immer, kann nichts passieren, und die ganz Rechten stehen ratlos vor der Vielzahl der Zuwanderer und wissen gar nicht mehr, was sie tun sollen, machen also weiter wie bisher und warten darauf, dass sich ein „Endzustand“ einstellt, auf den sie sich dann einstellen können.
2. Wer hat den ersten schweren Fehler gemacht?…
weiterlesen: https://egon-w-kreutzer.de/es-ist-alles-gesagt
Ja, natürlich, es ist alles gesagt! Und wie großartig, dass wir all das noch einmal wiederkäuen, während die Realität sich längst einen Dreck um unsere Worte schert. Die selbstgerechten Moralisten klopfen sich weiter gegenseitig auf die Schultern, während das Land unter der Last ihrer heiligen Naivität ächzt. Aber nein, Kritik ist ja böse, rechtsextrem, ungehobelt – ein Affront gegen die makellose Schönheit der offenen Arme und der noch weiter geöffneten Brieftaschen.
Wie bewundernswert sind doch diese „zufällig ausgewählten“ TV-Gäste, die, zehn Jahre nach Merkels epochaler Fehlentscheidung, immer noch auf Knien rutschen, um das Hohelied der grenzenlosen Willkommenskultur zu singen! Welch intellektuelle Meisterleistung, Asylrecht und Zuwanderung nicht unterscheiden zu können – nein, nicht einmal zu wollen! Eine wahrhaft bewundernswerte Mischung aus Ignoranz und ideologischer Starrsinnigkeit.
Und Alice Weidel? Oh, was erlaubt sie sich, mit Fakten zu kommen! Unerhört! Pflegekräfte? Legale Zuwanderung? Pah! Wer differenziert, ist bereits verdächtig. Wer auch nur vorsichtig fragt, ob unkontrollierte Massenmigration vielleicht nicht das Nonplusultra gesellschaftlicher Weiterentwicklung ist, dem wird umgehend das Stigma der Menschenverachtung angeheftet.
PEGIDA? Ach ja, das „hässliche Gesicht Deutschlands“. Wie schön, dass sich der anständige Bürger nicht mit Argumenten auseinandersetzen muss – es reicht, einfach „Nazi!“ zu brüllen. So einfach geht das! Und wer protestiert, wer Zweifel äußert, wer vielleicht sogar wagt, sich gegen das moralische Diktat der hypermoralischen Elite aufzulehnen, dem wird schnell gezeigt, wo der Hammer hängt.
Es ist wirklich alles gesagt. Aber nicht von denen, die gehört werden sollten. Stattdessen genießen wir weiterhin die Parade der Unbelehrbaren, die in ihrer dekadenten Hybris nicht einmal merken, dass sie die Axt an die Wurzeln der Gesellschaft legen, die ihnen all ihren Wohlstand und ihre grenzenlose Selbstgefälligkeit erst ermöglicht hat.
Weiter so! Noch mehr Migration, noch mehr Sozialromantik, noch mehr Realitätsverweigerung! Wer braucht schon eine funktionierende Gesellschaft, wenn man stattdessen ein moralisch überlegenes Gefühl haben kann?
(Admin)


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