28. Februar 2025Egon W. Kreutzer
Es musste ja so kommen.
Der Verdacht lag schon lange nahe. Es genügt nicht, das Sagbare einzuschränken. Das Sagbare ist ja nur Symptom.
Die Ursache liegt tiefer. Die Ursache ist das Denkbare.
Gott hätte sich jede Menge Ärger ersparen können, hätte er die Gebote neun und zehn in einem Satz zusammengefasst und dieses ohne den geringsten Sinnverlust so formuliert: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Frau, Knecht, Magd, Vieh, noch alles, was dein Nächster sonst noch hat.“
Dann wäre Platz gewesen, um spätestens an dritter oder vierter Stelle das schmerzaft vermisste, zusätzliche Gebot einzufügen: „Du sollst nicht denken!“
Klar, das Problem war es schon immer, sauber zu definieren, was mit „denken“ gemeint ist. Die Sprache ist da ja so schludrig.
Daran zu denken, dass morgen früh der Müll raus muss, hat ja mit denken nichts zu tun, wie auch jene, die immerzu an Sex denken müssen, vom Denken himmelweit entfernt sind.
Jenes „Denken“, das verboten werden muss, ist die Suche nach einer Erklärung oder einer Lösung, wenn sich aus einer Wahrnehmung die Frage ergibt, warum etwas so ist und was man tun könnte, damit es anders wird.
Das „Denken“, das verboten werden muss, entstammt einem widerspenstigen Geist, der nicht hinnehmen will, was ist.
Nehmen wir als erstes, weil aktuell, das Beispiel Sahra Wagenknecht. Die Gründerin der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht, will nicht hinnehmen, was ist, dass nämlich ihre Partei an der 5-Prozent-Hürde gescheitert ist. Sie fragt sich, warum das so ist, und stellt fest, dass ihr nur 0,028 Prozent gefehlt haben. Nun denkt sie, dass man diese fehlenden 0,028 Prozent finden würde, wollte man nur noch einmal nachzählen, und weil niemand nachzählen will, müsste man halt eine Wahlprüfung fordern, dann käme die Wahrheit schon heraus und das BSW hinein, in den Bundestag.
Sie sehen, das sind sehr verstörende Gedanken, die jedoch erst dann wirklich glaubwürdig werden, wenn zu den Tatsachen, wie Stimmen ausgezählt und falsch zugeordnet wurden, eine Erzählung erdacht wird, dass es einfach so gewollt gewesen sei und dass deshalb bei der Auszählung bewusst manipuliert worden wäre.
So gebiert jedes Nachdenken über verwunderliche Geschehnisse eine Theorie und mit der Theorie einen Verdacht und mit dem Verdacht eine große Unruhe in der Bevölkerung, sollte das Erdachte ausgesprochen und verbreitet werden.
Um das zu verhindern und stattdessen Einigkeit und Recht und Freiheit zu erhalten, haben Lisa Paus und Nancy Faeser, die abgewählten Weiterregierenden, die ultimative Waffe gegen derartiges Verschwörungsdenken geschmiedet, den „Beratungskompass Verschwörungsdenken“, dem in alle Himmelsrichtungen, Drachen- und Schlangenköpfen gleich, Beratungsstellen gewachsen sind, wo Betroffene, also Menschen aus dem Umfeld von Verschwörungsdenkenden, Tag und Nacht Meldung erstatten können, auf dass ihnen geholfen werde.
Gut, ich könnte jetzt natürlich sofort Meldung machen zum Verschwörungsdenken der Sahra Wagenknecht, aber solange noch nicht klar ist, mit welcher Aufwandsentschädigung dafür gerechnet werden kann, halte ich erst einmal die Füße still.
Gelegenheiten bieten sich ja immer noch millionenfach. Es gibt ja Leute, die sich zum Beispiel zu den Geschehnissen um die Nord-Stream-Pipelines alles Mögliche zusammendenken. Das ist besonders perfide, wo doch die Bundesregierung erklärt hat, sie habe Erkenntnisse. Was muss da noch gedacht werden? Die Bundesregierung hat sogar noch ausdrücklich erklärt, diese, ihre Erkenntnisse seien geheim. Aber diese Verschwörungsdenker wollen einfach nicht einsehen, dass das Geheime geheim bleiben muss. Sie geben sich damit nicht zufrieden und setzen ihr schändliches Denkwerk unverdrossen fort. Ich wüsste Hunderte, die ich melden könnte, aber solange nicht klar ist, wie so eine Meldung honoriert wird, kann ich mich gut und gerne noch zurückhalten.
Leute, es geht doch auch anders!
Man muss nicht denken…
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